Ich stand auf dem Highway, 3 Minuten, bis seine Familie hielt. Mehr der Vater, die Frau war griesgrämig, die zwei Bengels schlugen sich nur (und mich!). Doch der Dad war nett, lud mich zuf halbem Weg nach Albuquerque zum Lunch ein, und gab mir ein Holzkreuz mit vielen Heiligen Marias zum Abschied als Schutzengel.
Viel Wind aufm Highway in Albuquerque. Weit den Highway runter haelt einmal ein Wagen. Ich nehme mein Fernglas raus, doch selbst damit sehe ich kein Zeichen des Fahrers, dass er für mich gehalten hat. Irgenwann fährt er weiter. Doch wenig später halten zwei NavajoIndian-Jungs, aufm Weg zum Baseballgame in Denver weit im Norden. Kaum sitz ich im Auto, kommen im Radio Tornadowarnungen, Hagelsturm, hohe Windgeschwindigkeiten. Kurz darauf fängt es an zu schütten. Viele Autos halten unter Brücken wegen der Hagelgefahr. Stundenlang geht das so, kaum beruhigt sich das Ungetüm ein wenig, bricht der Himmel wieder auf uns herab. Ich hatte ein irres Glück so schnell wieder im Auto zu sitzen, alles ware durchnässt worden, wenige Stunden nach Beginn der Tour!
Am nachsten Tag trampe ich in die Rocky Mountains in Colorado. Der erste Schnee in Sicht, ich war erstaunt, war ich doch noch ganz auf die Wärme New Mexicos eingestellt. Eine nette junge Frau nimmt mich mit, die auf einem Biobauerhof volunteered. Danach Elizabeth aus Aspen, einem sehr noblen Skiressort hier. Ich will dort in die Berge zur Conundrum Hot Spring wander, der auf 12300 Fuss (3750m) scheinbar höchsten heissen Quelle der USA. Doch sie nimmt mich erstmal mit nach Hause. Mitten im Wald an einem süssen Bergbach steht ein Solarhaus, gebaut eigenhändig vor 30 Jahren. Ihr Mann Edgar ist super herzlich, er dreht als Kameramann seit vielen Jahren Natur-, Wissenschafts- und Kulturreportagen auf der ganzen Welt. War gerade mit seinem Sohn als Assistenten in Nepal um Höhlenmalereien zu filmen, und schaute mir gleich die Expeditionsphotos (sponsored by North Face!).
Da es eh schon spät ist, und die beiden so nett, und sie so ein schnukkeliges Paryzelt mit einem Doppelbett und vielen Decken drin direct am Fluss im Garten stehen haben, bleibe ich da. Wir kochen und essen lecker Tofu, trinken Wein, erzählen ganz viel. Ständig ruft ein Freund an, der gerade mit einem Kennedysohn auf Wahlkampftournee für Obama in Colorado ist. Google Maps wird aufgeschlagen, Routen vorgeschlagen, Restaurants rausgesucht, heisse Quellen als Tip mit gegeben. Sehr lustig.
Auch wird gleich Frank angerufen, ein Freund aus Aspen, der letztes Jahr für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet hat. Wir erzählen eine halbe Stunde lang am Telefon über unsere Erfahrung. Er kann heut nicht mehr kommen, doch ich bin herzlich morgen oder übermorgen in sein Haus eingeladen, wenn ich aus den Bergen komm (Da kriegst du ein richtiges Bett und must nicht draussen schlafen, scherzt er).
Elizabeth und Edgar hohlen nach dem Essen ihre Karten und Reiseführer raus. Weiter im Norden ist es zu kalt sagen sie, optimal die Jahreszeit für die Nationalparks in Utah hingegen: Arches NP, Canyonlands NP, Grand Canyon… Sie sind begeistert von der Idee vom Norden her zum Grand Canyon zu fahren, und ihn dann zu durchwandern zur Südkante. Mit dem Auto muss man ca. 300km aussen rum fahren um auf die andere Seite zu kommen, so gross ist die Schlucht!
Meine Wasserflasche im Partyzelt ist am nächsten Morgen zu Eis, mein Gesicht rot gefrohren. Edgar bringt mich nach dem Frühstück zum Beginnn des Conundrum Creek Trails, von wo ich 12km weit und 1500m hoch zu den heissen Quellen aufsteige. Warnsignalwesten tragende Jäger sitzen auf meiner Talseite weit über mir, ein komisches Gefühl. Gut dass meine Regenjacke auch warnfarbig ist, denk ich zum ersten Mal seit ich sie habe ;-).
Die Wanderung ist weit, vor allem mein Rucksack schwer; es liegt Schnee, ich muss mehrmals den Fluss überqueren, und es gibt nicht immer Brücken. Conundrum Hot Springs entlohnen die Anstrengung aber vol: mitten in den Bergen, rundrum Schnee, fliesst heisses Wasser den Berg hinab über die Steine. Ein grosses tiefes Pool wurde liebevoll mit Steinen aufgestaut, aus seinem Grund perlt das Wasser empor, leicht über Körpertemperatur, dabei ein herrlicher Blick in das Flusstal und die Berge.
Fast 2 Stunden weiche ich auf. Koch mir dann etwas, und merke beim Esssen dass es bitter kalt wird. Beim Aufstieg hatte mir ein Absteigender gesagt, letze Nacht sei es 6 Grad Fahrenheit gewesen, “freezing cold man”. Ich wusst noch nicht dass das -15 Celsius entspricht. Aberr es war erst halb 3 und schon bitter kalt. Ich hätte mich sehr bald in meinen Schlafsack im Zelt verkriechen müssen. Soll ich noch absteigen, soll ich nicht?
Schliesslich tu ichs. Es ist weit. Ich bin fix und fertig als ich wieder am Beginn des Trails bin Die Jäger dort sind blutig, haben geschlachtetes Wild rumliegen, und sind nicht gewillt mich nach Aspen runter zu bringen. Ich humple weiter, meine rechte Schulter stirbt vor sich hin. Glücklicherweise ist im Wald noch ein Auto das läuft, ich renne hin, sie nehmen mich mit nach Aspen und lassen mich vor Franks Tür raus.
Sein Sohn Franco öffnet, ich bin willkommen. Es wird gekocht, ich dusche, dehne strecke recke mich, alles tut weh, das war ein langer Wandertag! Wir erzählen viel über unsere Arbeit mit Ärzte ohne Grenzen. Am nächsten Morgen fragt mich Frank ob ich gern fliege. Klar, ich bin Paraglider.
Kurz drauf sind wir am Flughafen von Aspen, machen seine Cessna fertig, und starten los, in Buschmanier. Durch das Tal von Aspen, die Berge rundrum, hoch hinaus in die Wüste. Er erklährt mir wie man fliegt, und lässt mich das Steuer übernehmen: hoch runter, rechts links, ich drehe einen Kreis. Etwas unheimlich.
1 ½ Stunden später landen wir aufm Canyonlands Airstrip. Frank begleitet mich noch zum Highway der vorbeiführt, 10 Meilen weiter bin ich am Eingang zum Arches Nationalpark, wo die vielen Felsbögen sind. Ich bekomme im Visitor Center eine Backcountry-Genehmigung furs Zelten ab vom Schuss, den der Zeltplatz ist voll. Ein Deutscher in einem Cabrio nimmt mich mit hinein in den Nationalpark. Ich wandere etwas rund um die Bögen herum, und steige dann ab in ein trockenes Tal. Im sandigen Flussbett sind viele Wildspuren, die nur vom Mountain Lion (Puma) sein können. Unheimlich. Das Vorwärtskommen ist extrem beschwerlich und langsam: steiler Fels und Dornbüsche, eine enge Klamm, einzelne kleine Restwasserpools; auf den ebeneren Felsflächen hält die Erde nur aufgrund von Mikroorganismen die darin leben, sie bauen kleine Pyramiden, daran erkennt mans. Da darf man nicht drauf laufen, erklährte mir der Ranger, denn die das Gemix aus Cyanobakterien, Pilzen, Moosen, Flechten und grünen Algen braucht Jahrzehnte um nachzuwachsen.
Ich schaffe es irgendwann aus dem Tal heraus auf einen flachen Fels, schlage mein Lager auf. Ein sehr weiter Blick, kein Zeichen menschlichen schaffens. Ein riesiger Mond geht auf.
Nächster Mittag, ich stehe wieder am Highway, vorm Eingang von Arches, trampe weiter. Ein lebenslanger Rafting-Guide hält, er erklährt mir bei stundenlanger Fahrt (zu einem Junggesellenabend in Las Vegas, in zwei Tagen vollführt er die Hochzeit, denn er ist auch Priester einer Internetkirche – nur um Freunde vermählen zu können) die Landschaft und Natur der weiten weiten Wildnis die wir durchqueren. Wie schwer muss es den ersten Siedlern gefallen sein, dieses Land zu “entdecken”!
Ich steige bei der Abfahrt zu Zion NP aus, zwei Extremkletterer nehmen mich dort mit. Sie kommen gerade von einer sechstägigen Besteigung des North Face (6 Tage auf Liegen an der Felswand, freezing cold und Schneefall dabei !!!). Sie geben mir den Tip einige Kilometer vor Zion NP in Mosquito Cove an einem kleinen Fluss zu zelten. Dort stehen schon einige Wohnmobile und Leute mit Autos und Zelten.
Drei Tage bleibe ich in Mosquito Cove, trampe morgens in den Zion NP, fahre dort mit Shuttlebussen rum und wandere: Angels Landing, the Emerald Pools, Wheeping Rock. Herrlich schön! Am letzten Tag wandere ich mit einem holländischen Paar vom Zeltplatz die Narrows hinauf: Virgin River, der ganz Zion Canyon geschaffen hat, kommt dort aus einer engen Felsspalte; stundenlang kann man im eiskalten Wasser die Klamm hinaufwandern. Siehe Fotos….
Ein Vormittag des Trampens, ein netter Australier, bringt mich zur North Rim des Grand Canyons. Wieder bekomme ich ein Zelterlaubnis, und steige ab. Tief tief in die Schlucht, roter Fels, gewundener Pfad, ein grosser Wasserfall sprudelt mitten aus dem Fels - die grösste Quelle die ich je gesehen habe. Zwei Leute rennen an mir vorbei. Kurz darauf am Campingplatz füllen sie gerade ihre Wasserrucksäcke. Sie sind Ultramarathonläufer, haben heute morgen den Canyon von Süd nach Nord durchjoggt, nun wieder zurück: 34km, 1500m runter und 1600m wieder hoch… und dann alles wieder zurück!! Es gibt schon ne Menge verrückte Leute hier. Mehr folgen den beiden als ich mein Zelt aufschlage und koche.
Ich verbringe zwei weitere Nächte im Grand Canyon, wandere gemächlich, beobachte Big Horn Sheep, Squirrels und Mule Deer. Bade im Bright Angel River und wandere am Colorado River entlang. Eine Menge Raftingboote sind hier unterwegs, eine Crew mit der ich rede ist 21 Tage unterwegs auf dem Fluss. Wunderbar! Ich würde am liebsten mitfahren…
Vom Grand Canyon geht es dann wieder Richtung New Mexico. Ich bleibe zwei Tage lang bei Earl und James in Duncan, Arizona hängen. Die Brüder sind 54 und 57, trinken gern und rauchen mal einen, haben lange Bärte und arbeiten hart. Sie bieten mir 10 Dollar die Stunde wenn ich mithelfe. Mach ich, die beiden sind lustig und herzlich. Waren beide im Kanst, haben nie ne Schule beendet, Earl hat sein ganzen Leben in Duncan gelebt: 600-700 Einwohner, schon in den 50ern hatte das dortige Kino 450 Sitzplätze und für 25 Cent kam man rein und bekam Popcorn und nen Drink. Wir bauen ein paar Zwischenwände in einer Scheune auf ner Ranch, alles Cowboys und -girls dort. Gehen in die Dorfkneipe, USA ganz anders: Kaffleben, Cowboyhüte, 60er-Jahre Sonnenbrillen. Kaum jemand nimmt den beiden ab dass ich Deutscher bin und sie mich beim Trampen mit nach Hause genommen haben. Earl und James prasentieren mich als Stevie Wonder, weil sie Swen nicht aussprechen können ;-)
Am Freitag haben sie frei, und fahren mich zu den San Fransisco Hot Springs. Ich wander eine Stunde dort hin, entspanne in den heissen Pools am Flussufer, kühle mich im kalten Nebenan ab, wandere umher, sammele Feuerholz. Earl und James haben mich mit einem Sixpack Bier ausgestattet, so wird es eine lange Nacht am Lagerfeuer, direct am Fluss. Ein Wiesel weckt mich nachts mehrmals, er klettert auf den Baum direkt über mir.
Dann geht es schliesslich zurück nach Las Cruces, Kat kommt am folgenden Tag zurück, und wir fangen an mit den letzten Vorbereitungen.
Am Donnerstag werden Victoria, Anna, Kat und ich mit Moms Jeep nach San Diego, Califorien fahren, eine 3-Millionen Stadt wenige Kilometer von Mexicos Grenze. Wir werden bei Kats ältester Schwester Christina wohnen (mit 2 Kindern und Mann) und Kats beste Freundin besuchen. In etwa einer Woche wird uns Kats Mom dann etwas nach Mexico hinein über die Grenze bringen, und es geht los auf die lange Reise !!!! Wir haben ein paar Kontakte in Baja California, Micha kommt uns hoffentlich bald begleiten, viele Abende am Meer warten auf uns…
Seid alle herzlich umarmt und gegrüsst,
Euer Swen
more photos of my hitchhiking Tour here -- hier mehr Fotos von der Tour
No comments:
Post a Comment